Dienstag, 28. Januar 2014

Junges Gemüse

Eigentlich ist so ein Supermarktbesuch ja eine schnelle Sache. Rein, einpacken, bezahlen und raus. Wir stolpern ab und zu noch über die Lebensmittelsonderangebote. Taccos mit Wasabigeschmack, neonfarbenes Eis, Parmaschinken aus Russland oder Frischkäse mit ganzen Stücken. Die müssen dann auch noch sein auch wenn sie nicht geplant waren. Das hält ein bisschen auf da erst groß diskutiert werden muss ob denn die Stücke im Frischkäse auch groß genug sind oder man nach Neoneis auch eine Neonzunge bekommt. Doch letztendlich sind wir schnelle Einkäufer. Seit wir mit Attila leben (und nach dem Agavengiftsaftschock wohl auch sterben) läuft das ganze etwas anders ab. Nach dem Betreten eines Supermarktes ist eigentlich nur die Gemüseabteilung und die Exotikecke von Interesse. In der Exotikecke bei uns im Markt stehen meist Gewürze wie Curry oder Kümmel. Manchmal findet man auch eine Salsasoße, aber das war es dann an Exotik. In der Gemüseabteilung hält man sich dann für den Kauf eines Kohlrabis, einem Bund Möhren und einer Avocado gefühlt ewig auf. Wo früher einfach nur in den Wagen getan wurde, wird jetzt jede Möhre einzeln inspiziert und geprüft. An der Avocado wird jede Stelle leicht abgedrückt um zu prüfen ob sie auch die richtige Konsistenz hat (sie muss leicht nachgeben wie ein Sack Sand) und der Kohlrabi wird an besten noch mal ans Fenster gebracht um zu prüfen ob er wirklich nur blassgrün ist und nicht doch ein paar mildgrüne Stellen hat. Aber wir wollen ja das beste vom besten auf unserem Teller. Deswegen macht man sich natürlich auch Arbeit. Dieses Prozedere muss aber auf Außenstehende eine faszinierende Anziehungskraft ausüben. Wir stellen immer wieder fest das sich nach einer gefühlten halben Stunde vor der Lauchauslage kleine Menschengruppen um uns bilden. Schaut man auf und geht weiter zu den Radieschen bewegen sie sich wie aufgeschreckte Fliegen kurz von uns weg. Sowie wir aber wieder in unsere Gemüseanalyse verfallen kommen sie zurück wie zu einem Misthaufen. Das ganze wäre uns wahrscheinlich gar nicht so sehr aufgefallen da wir normalerweise ja mit dem Obst oder dem Gemüse beschäftigt sind. Doch gibt es immer wieder mal den Fall wo eine, meinst ältere, Dame und mit Rat und Tat zur Seite steht. Im besten Fall gibt es Kommentare wie: "Junger Mann, den Lauch würde ich nicht kaufen der ist im anderen Markt billiger." oder "Die Radieschen sind heute besonders frisch. Da können sie noch ein Bund mehr Einpacken." Solche Ratschläge nehmen wir gerne an. Nicht das wir wegen 5 Cent Preisunterschied nochmal durchs halbe Viertel fahren aber es ist ja ein wirklich nett gemeinter Tipp den man mit einem Lächeln und den Worten: "Danke für den Tipp, da werde ich das nächste mal vorher hinfahren" erwidern kann. Die Steigerung sieht wie folgt aus. Meine Frau berichtet von vermehrt auftretenden Kochtipps. Ihr wurde heute zum Beispiel von einem älteren Herren geraten den Kohlrabi in Streifen zu schneiden und mit Butter und Sahne neben einem schönen Kotelett zu servieren. Tja, der Anmachversuch ist am Vegetarismus meiner Frau gescheitert. Zum Glück, sonst hätte ich wohl heute Abend einen Mitesser am Tisch gehabt. Aber auch das lässt sich noch steigern. Ich stand gerade vor den Steckrüben und überlege wie ich meine Frau dazu bewegt bekomme einen Wrukeneintopf zu machen da stellt sich eine alte Dame (ältere wäre hier einfach untertrieben) neben mich und sagt: "Junger Mann, das ist kein Sellerie, das sind Wruken." Es drängt sich da wirklich die Frage auf ob ich so hilflos vor der Auslage stand das die gute Frau sich geradezu gezwungen gesehen hat mir zu Helfen oder mein gesamtes Erscheinungsbild einfach den Anschein erweckte das ich den Unterschied nicht kennen würde. Was erwidert man auf einen solchen,wirklich nett gemeinten, Hinweis? Ich Entschied mich dazu ihr den Spaß zu lassen. Sie wird ihren Urenkeln nun erzählen das die jungen Männer von heute nicht mal mehr die einfachsten Gemüsesorten auseinander halten können und, wäre sie nicht gewesen, meine Frau wohl eine Wruke für das Suppengrün hätte verwenden müssen. Ich habe jetzt einen Sellerie zu Hause und Attila kein Rezept dafür. Aber für heute stand der Essensplan ja schon. Es gab Kohlrabiravioli gefüllt mit Paprika-Mandelcreme an Tomatengemüse.  Geschmeckt hat es, aber der Einfachheit halber wird es das nächste mal einfach Kohlrabi in Streifen mit Paprika-Mandelcremesoße an Tomatengemüse geben. Dadurch spart man sich eine Menge Zeit in der Vorbereitung und zusammen mit einem Kotelett bekommen wir vielleicht noch noch einen Essensgast.

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